Unerwartete Früchte eines Jugend- und Fachkräfteaustausches mit unserer Partnerstadt Joensuu
Als Ernst Engelhardt der Einladung der Stadt Hof folgte, an einem Jugend- und Fachkräfteaustausch in der finnischen Partnerstadt teilzunehmen, um sich über Maßnahmen der Bekämpfung von Jugendarbeitslosigkeit, Integration von Ausländern und Betreuung von Flüchtlingen zu informieren, dachte er nicht im entferntesten daran, welch späte Früchte dieser Aufenthalt tragen würde.
Neben dem offiziellen Programm war ihm damals auch der persönliche Austausch in seiner Gastfamilie sehr wichtig. Die Sandells pflegen und kultivieren die Tradition ihrer Heimat auf sehr vielfältige Weise.
Ein Aspekt ist dabei das traditionelle Bauen und Wohnen mit Holz. Gerade zu der Zeit des Aufenthalts im Sommer des Jahres 1993, waren die Sandells dabei ihr Gästehaus fertig zu stellen. "Ich muß jetzt Farbe holen, kommst du mit?" meinte eines morgens Risto Sandell. "Klar, wieso nicht!" Aber statt ins Farbengeschäft oder in ein Kaufhaus ging es in den Stadtpark von Joensuu. Dort brodelten verschiedenfarbige "Suppen" in großen Metallfässern.
"Das ist die beste Farbe, die es gibt, die wird gekocht mit Mehl und Leinölfirnis, das ist unsere finnische Rötelfarbe." Dies war die Erklärung von Risto Sandell. Das war der erste Kontakt von Ernst Engelhardt mit dieser seit Jahrhunderten bewährten Rötelfarbe, die auch in Finnland schon beinahe in Vergessenheit geraten wäre, wenn nicht ein Architekt - ein Freund von Risto Sandell - es sich zur Aufgabe gemacht hätte, diese Farbe in Finnland wieder aufleben zu lassen. Diese Farbe ließ Ernst Engelhardt nicht mehr los, aber es sollte noch ein paar Jahre dauern, bis er sich den Traum erfüllen konnte, diese Farbe in seiner Heimat selbst herzustellen. Die Gelegenheit kam, als Risto Sandell 1998 einen mehrwöchigen Gegenbesuch bei Ernst Engelhardt gestartet hatte, um seine Deutschkenntnisse zu verbessern. Da kam die Idee, dass Risto Sandell - ein Meister der Rötelkochkunst - seinem Gastgeber die Herstellung der Farbe lehrt. Das Prüfungsstück war dann das erste öffentliche Rötelkochen auf dem Bauernhof der Lebenshilfe in Martinsreuth. Dass es gut gelungen war, davon kann sich jeder Besucher des Bauernhofes überzeugen, da einige Gebäude mit dieser Farbe gestrichen sind.